„Brauchen Führungskräfte wirklich Empathie?“
Die Frage mag provokativ erscheinen. Der erste Impuls wäre wohl ein klares JA. Doch lohnt es sich wirklich, genauer hinzusehen…
Studien zeigen, dass Empathie in der Rolle einer Führungskraft nicht immer hilfreich ist. Besonders bei Leid von Mitarbeitenden kann es dazu führen, dass unser eigenes Gehirn anfängt Stress zu empfinden. Eine zu starke Empathie kann sich also negativ auswirken – auf Dich UND Dein Team. Geteiltes Leid ist also nicht immer halbes Leid!
Die Neurowissenschaftlerin Tania Singer hat das Thema genauer beleuchtet und schlägt vor, den Fokus in Führungssituationen stärker auf Mitgefühl statt Empathie zu legen.
Jetzt verstehst Du nur noch Bahnhof?
Um genauer nachzuvollziehen, was Tania Singer damit meint, grenzen wir die beiden sozialen Emotionen erst einmal voneinander ab:
Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, die Empfindungen, Emotionen und Persönlichkeitsmerkmale anderer zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Allgemein bekannt als Einfühlungsvermögen. Das heißt, Du nimmst die Gefühle bei anderen nicht nur wahr, sondern sie werden in Dir ausgelöst – Du fühlst sie selbst.
Mitgefühl hingegen, betont eine wohlwollende Motivation, die aus dem Wunsch entspringt, dass es anderen gutgeht. Es ist beispielsweise kein Mitleiden, sondern mit Gefühlen der Fürsorge, Zuwendung und Wärme verbunden. Man spürt eher positive, liebevolle Emotionen und hat eine starke Motivation dem anderen zu helfen und ihn zu beruhigen.
Schon aus dieser Abgrenzung lässt sich indirekt ablesen, dass Mitgefühl der effektivere Weg ist, ein Team erfolgreich und gesund zu führen.
Denn, wenn Du sehr stark Deine Empathie einsetzt und mit jedem Mitarbeitendem Sorgen, Leid und Probleme durchlebst, leidest Du selbst und bist nicht mehr in der Lage, Dein Team positiv zu beeinflussen. Dein Körper schüttet Stresshormone und Du entwickelst langfristig eine unzufriedene Grundhaltung. So wirst Du weder Dir selbst, noch Deinem Team gerecht.
Dein Mitgefühl hingegen, hat eine positive Ausrichtung. Es bedeutet, für das Wohl anderer zu sorgen, ohne deren Leid direkt in die eigenen Gehirnnetzwerke zu übernehmen. Mit Mitgefühl, kannst Du dafür sorgen, dass es Mitarbeitenden besser geht.
Fazit: Führungskräfte benötigen nicht zwingend eine übermäßige Empathie. Stattdessen ist Mitgefühl essenziell – eine wohlwollende Güte, die sich in einem aufrichtigen „Möge es Dir gut gehen“ manifestiert. Verständnis für die Gefühle anderer, ohne diese direkt zu übernehmen, ermöglicht es, das eigene Wohlbefinden zu bewahren und das Team positiv zu führen.